Walzendrehorgel | um 1900
Eine Ausnahme in unserer Sammlung im Zentrum für Medienkompetenz (ZFM) – ein mediales Artefakt, das komplett ohne Strom funktioniert! Alles, was man dazu braucht, ist eine kleine Kurbel aus Metall. Im Uhrzeigersinn gedreht, treibt sie eine Schneckenradwelle an. Die wiederum greift in ein hölzernes Zahnrad, das die große Stiftwalze in Bewegung setzt. Gleichzeitig treibt die Welle den Blasebalg an, der die im Innern versteckten Pfeifen mit Luft versorgt.
Die Stiftwalze ist sozusagen der Datenträger dieses Walzenspielers. Die sichtbaren Metallstifte auf der Walze öffnen die Ventile der Pfeifen, sodass die Luft des Blasebalgs in sie hineinströmen kann. Kurze, punktartige Stifte ergeben Kurztöne. Lange Bögen erzeugen Haltetöne, bei denen das Ventil der jeweiligen Pfeife lange geöffnet bleibt. So spielt eine Melodie, die sich erst nach einer Walzenumdrehung wiederholt.
Heutzutage können wir Walzenspieler vor allem als Drehorgel oder Leierkasten auf Weihnachtsmärkten bewundern. In früheren Tagen spielten vor allem Kriegsinvalide und Erwerbslose dieses Instrument, um ein wenig Geld zu verdienen. Aus welchem Jahr unser Exemplar stammt, ist unbekannt. Spuren der Zeit sind vorhanden. Der Kasten ist wurmstichig, das hölzerne Zahnrad und das Schneckenrad sind stark abgenutzt. Wahrscheinlich handelt es sich um eines der ältesten Stücke unserer Sammlung.