Grundig FAC 72 | Farbfernseh-Kamera-System | 1980er Jahre
Eine leistungsstarke Systemkamera: die Grundig FAC 72. Das 1945 in Nürnberg gegründete Unternehmen entwickelte die FAC 72 als hochwertige Drei-Röhren-Farbkamera. Gedacht war sie für die professionelle Anwendung beim Fernsehen und in TV-Studios.
Ein besonderer Aspekt war die eingebaute Blue-Box-Schaltung. Sie ermöglichte elektronisches Stanzen mit zwei Farbkameras zur künstlichen Hintergrundeinspielung ohne externes Schaltgerät. Ein bereits fertiges Schaltsignal löste den Stanzvorgang aus. Weitere Eigenschaften waren die Cross-Color-Unterdrückung sowie ein automatischer Konvergenzabgleich.
Das Gehäuse war aus Metall, die Kamera wog aber nur sechs Kilogramm. Der Kopf war vom Prozessorteil absetzbar, modulare Erweiterungen waren möglich.
Nach zahlreichen kleineren Schwarz-Weiß-Kameras war das Vorgängermodell FAC 71 die erste Drei-Röhren-Farbkamera von Grundig. Die Modelle wurden auch „Fernaugen“ genannt. Der Begriff stammt aus einer Zeit, als Kameras noch „Bildfänger“ hießen. Beide Modelle waren im Vergleich zu anderen professionellen Farbkameras erschwinglich. Der Originalpreis der FAC 72 belief sich auf 45.000 DM, also etwa 22.500 Euro.
Über den tatsächlichen Einsatz finden sich heute nur noch sehr wenige Informationen. Die Fachzeitschrift „Funk Technik“ beschreibt in ihrem sechsten Heft 1985, wie Videokonferenzen in der Unternehmenskommunikation zunehmend an Bedeutung gewannen. Dafür habe die Firma Grundig das erste „internationale“ Videokonferenzsystem Europas zwischen den beiden Automobilherstellern Ford in Köln-Niehl und Dunton in London konzipiert. Die Techniker*innen hatten vier FAC 72 Kameras um den Konferenztisch platziert. Zwei der Kameras filmten Personen und eine Kamera war auf einen Tisch gerichtet, auf dem sich Gegenstände befanden. Die vierte FAC 72 war als mobile Kamera gedacht. Grundig, der einst größte Rundfunkhersteller Europas, ging allerdings 2003 in die Insolvenz.