Funke W20 | Röhrenprüfgerät | 1955
„Ein sehr komplexes, aber höchst interessantes Teil. Wirklich ein Meisterwerk seiner Zeit mit beeindruckender Aufmachung. Durch die zunehmende Verbreitung von Rundfunkempfängern stieg auch der Bedarf an Prüfgeräten für die verbauten Radioröhren. Die waren damals sehr kurzlebig. Mein Vater hatte einen Freund, der damals mit solchen Geräten gearbeitet hat. Wenn man einmal weiß, wie es funktioniert, ist das Gerät umso faszinierender.“ (Friedrich Lang)
Ein edles Gehäuse aus furniertem Holz zur Aufbewahrung, ein gebundenes Verzeichnis, Informationsmaterial und das Gerät selbst mit unzähligen Knöpfen, Anzeigen sowie Prüfkarten – all dies gehört zum Lieferumfang des Röhrenprüfgerätes W20 der Max Funke KG im Eifelstädtchen Adenau. Der Prüfer aus der Kategorie der Labor- und Serviceausrüstung wurde von 1953 bis schätzungsweise 1969 produziert. Man konnte damit Elektronenröhren testen. Unser Modell stammt aus dem Jahr 1955. Zur damaligen Zeit musste man dafür rund 960 DM (480 Euro) investieren.
Beim W20 kann man zwei Röhren parallel anschließen. Prüfbar waren zum Beispiel der Heizfaden, mechanische Fehler, auditive Kratzgeräusche und das Vakuum. Serienmäßig beigefügt waren 1.153 farbige Karten – eine frühe Form der analog-elektronischen Datenverarbeitung. Man konnte damit rund 10.000 verschiedene Röhren prüfen. Die Handhabung war einfach. Man musste nur einstellen, was auf den Karten für die jeweilige Röhre angegeben war. Für die zu prüfende Röhre suchte man aus dem Röhren- und Prüfverzeichnis die dazugehörige Karte, entnahm diese aus dem Prüfkartenfach und legte sie so auf das Gerät, dass die beiden kleinen Löcher der Prüfkarte in die Haltestifte des Geräts kamen. Dann drückte man überall, wo ein Loch in der Karte war, einen Stecker ein. Dadurch schaltete sich alles zwangsläufig richtig ein, was zum Prüfen und Messen der Röhre gebraucht wurde.
Das W20 funktioniert auch heute noch und ist in Technikkreisen sehr gesucht. Gut erhaltene Apparate kosten bis zu 900 Euro. Das Funke-Werk wurde 1976 stillgelegt. Die Firmenunterlagen gingen an das Deutsche Museum in München.