Der Hörfunk gilt als das zentrale mediale Instrument im Nationalsozialismus — Hitler, Goebbels, Göring und andere verbreiteten damit ihre menschenverachtende und rassistische Propaganda. Während des Krieges deuteten sie in reichsweit übertragenen Ansprachen Niederlagen in Siege um. Im Volksempfänger zu hören war auch die berüchtigte Goebbels-Rede aus dem Berliner Sportpalast vom 18. Februar 1943, als er in bereits aussichtsloser Lage den „totalen Krieg“ beschwor.

Um 1930 waren Hörfunkgeräte für die wenigsten erschwinglich. Die Nazis erkannten die propagandistischen Möglichkeiten des Rundfunks und betrieben die Massenproduktion von Billiggeräten. Der V 301 bestand nicht mehr aus Holz, sondern aus Bakelit, einem günstig zu erzeugenden Kunststoff. Die ersten Empfänger waren im August 1933 auf der Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin zu sehen. Sie kosteten 79 Reichsmark, was immerhin etwa dem halben Monatslohn von Arbeiter*innen entsprach. Der Absatz florierte dennoch – 1943 gab es 16 Millionen Hörer*innen, die Rundfunkgebühren bezahlten. 

Der V 301 hatte drei Regler: Wellenschalter, Stationswähler und Regler für die Rückkopplung. Im Innern: ein 3-Röhren-Einkreisempfänger für den Empfang von Mittel- und Langwelle. „Mein Vater war Jahrgang 1925. Er erzählte oft von einem traumatischen Ereignis aus seiner Kindheit: In der Nacht vom 22. Juni 1938 strahlte der Reichssender über Langwelle die Live-Reportage aus Amerika vom Boxkampf Max Schmeling gegen Joe Louis aus. Man musste mitten in der Nacht aufstehen und den Sender am Volksempfänger suchen. Doch mein Großvater und mein Vater hörten nur Rauschen. Keine Übertragung. Am nächsten Morgen erfuhren sie die Nachricht: Max Schmeling war bereits in der ersten Runde K.O. gegangen. Der Reichssender hatte daraufhin die Übertragung sofort abgebrochen.“ (Ulrich Hägele)

Die Zahl im Modellnamen des VE 301 stand für das Datum der sogenannten Machtergreifung der Nazis am 30. Januar 1933. Ein weiterer Hinweis auf die Herkunft des Geräts ist der Reichsadler über dem mittleren Regler. Bei Nachfolgemodellen prangte dort ein Hakenkreuz.

Der Volksempfänger ist ein bedeutendes mediales Artefakt. Er verkörpert die Entwicklung der massentauglichen Rundfunktechnologie sowie die Funktion und Einflussnahme von politischer Propaganda.